Was ist Urvertrauen?

Kinder sind unsere Zukunft. Das klingt zwar wie ein Spruch von einer Postkarte, aber er ist wahr. Daher ist es enorm wichtig, was wir als Eltern unseren Kindern mitgeben. Dieses Gefühl vom Leben getragen zu werden und das tiefe Vertrauen darin, insbesondere in herausfordernden Momenten, ist die Grundlage für ein glückliches und zufriedenes Leben. Je stärker das Vertrauensgefühl ist, desto mehr Kraft kann aus dem Innern entstehen und somit die eigene Schöpferkraft im Kindes- und dann später auch im Erwachsenenalter erhöhen. Diese innere Kraft in Verbundenheit mit einer stetigen Ausgeglichenheit nennt man Urvertrauen!

Das Urvertrauen zeigt sich bei Kindern insbesondere durch ein hohes Selbstbewusstsein. In einem vorangegangenen Beitrag (Frei, wild und kreativ – der etwas andere Erziehungsstil) habe ich beispielsweise beschrieben, wie mein Sohn aufgrund seines hohen Maßes an Selbstvertrauen vor vielen Leuten eine Gitarre nimmt und anfängt zu spielen und zu singen. Bei meiner Tochter sieht man dieses Urvertrauen dahingehend, dass sie keine Angst vor Verlusten jeglicher Art hat und ihre Umgebung selbst ohne die Eltern erkunden möchte. Als Elternteil sollte man sich dann zurückhalten und seine Kinder ihren Weg gehen und ihre eigenen Erfahrungen machen lassen.

Urvertrauen aufbauen im Alltag

Die Basis für die Bildung des Urvertrauens ist die Liebe, Nähe und Aufmerksamkeit der Eltern gegenüber ihren Kindern. Dies gilt laut Literatur insbesondere für die ersten 2 bis 3 Lebensjahre. Jedoch sollten diese Aspekte meiner Ansicht nach in der Erziehung der Kinder immer eingebracht werden. Jede Mutter und jeder Vater würden jetzt antworten, dass es selbstverständlich ist den Kindern stets vollkommene Liebe, Nähe und Aufmerksamkeit zu geben. Doch wie oft passiert es im Alltag, dass man den Kindern aufgrund bestimmter Ablenkungen (Smartphone, Gespräche mit anderen Menschen, etc.) nicht die Aufmerksamkeit gibt, die sie in diesem Moment haben wollen? Oder wie oft ist man gegenüber seinen Kindern sehr laut, um sie darauf hinzuweisen, dass sie aus unserer Sicht etwas Falsches machen? Wie oft passiert es, dass wir obwohl wir unsere Kinder lieben teilweise diese zu fest anfassen und gegebenenfalls physisch und psychisch weh tun?

Die vorgenannten Beispiele aus dem Alltag müssen auch nicht unbedingt direkt gegenüber den Kindern geschehen. Es ist schon ausreichend, wenn in Anwesenheit der Kinder lautstark mit dem Partner, Freunden oder sonstigen Menschen kommuniziert wird. Meiner Meinung nach geschieht dies in jeder Familie, auch wenn viele Eltern dies bestreiten. Denn oft wird dies nicht als Fehler wahrgenommen. Und genau da muss man ansetzen. Ich reflektiere daher regelmäßig am Abend, welche Handlungen am Tag richtig gewesen waren und wo ich Verbesserungsbedarf habe. Die Fehler wahrzunehmen ist der erste Schritt zur Selbsterkenntnis. Es ist nichts Schlimmes einen Fehler zu machen. Ganz im Gegenteil, denn Fehler sorgen dafür, dass wir weiter wachsen und die Beziehung zu unseren Kindern weiter stärken können.

Kinder sind viel sensibler als Erwachsene, nehmen ihre Umgebung noch viel klarer wahr und sehen uns Eltern als Vorbild. Unsere Taten, Worte und Handlungen werden demnach ständig beobachtet und analysiert. Daher ist es unsere Aufgabe als Eltern das Urvertrauen der Kinder in den Großteil der Momente zu stärken.

Intuitiv handeln

Wie bereits erwähnt, läuft im Alltag nicht immer alles nach Plan. Dies gilt selbstverständlich auch in meiner Familie. In solchen Situationen, in denen ich aus meiner Sicht negativ gegenüber meinen Kindern agiert habe, führe ich meist folgende Schritte durch:

  1. Innehalten und tief durchatmen
  2. Gedanklich einen Schritt zurückgehen und reflektieren wie es zu dieser Situation gekommen ist
  3. Versuchen sich in die Gedanken meines Kindes hineinzuversetzen und zu überlegen, warum es diese bestimmte Aktion ausgeführt hat
  4. Mit meinem Kind ruhig reden und klar machen, dass ich nicht richtig gehandelt habe und es mir leid tut
  5. Meinem Kind den Hinweis geben, dass bestimmte Handlungen nur bis zu einer Grenze toleriert werden (z.B. Schlagen eines anderen Menschen ist tabu)
  6. Mein Kind in den Arm nehmen und sagen, dass ich es liebe

Trotz aller Tools, die man anwenden kann um seinen Alltag mit Kindern so entspannt wie möglich zu gestalten, sind die Energiereserven bei uns Erwachsenen ab und an verbraucht und somit die eigene Toleranzschwelle gering. Sofern dies der Fall ist, empfiehlt es sich eine Auszeit vom Alltag zu nehmen. Welche Auswirkungen eine solche Auszeit haben kann, habe ich in einem Beitrag (Auszeit allein als Vater – Meine Erfahrung) bereits beschrieben.

Ob ein Wort, ein Gedanke oder eine Handlung richtig ist oder falsch, kann niemand beantworten. Denn jeder Mensch bewertet aufgrund seiner erlebten Erfahrungen die Dinge anders. Um das Urvertrauen eurer Kinder nachhaltig aufzubauen ist es daher essentiell, dass ihr intuitiv handelt und auf euer Herz hört. Es wird euch den richtigen Weg zeigen!